Archives 2024

Unter Lärchen

unter Lärchen
unter Lärchen

Unter Lärchen

Kurzgeschichte

Unter Lärchen

Kurzgeschichte

unter Lärchen

30. September 2024

Sie steht allein unter den Lärchen. Sie denkt, der Frühling passt nicht zu ihm. Nicht dieser Frühling. Nicht diese Lärchen. Kein Grab. Mit tauben Fingern öffnet sie ihre Zigarettenschachtel und plötzlich dringt ein Bild von ihm in ihren Kopf. Wie er lachend neben ihr steht und Ringe aus Rauch aus seinem Mund zaubert.

Ihre Augen stechen, als würden sie in die Sonne sehen. Dabei ist es neblig und kühl. Sie hat noch nicht an vielen Gräbern gestanden und wundert sich, dass die Gedanken, die sie denkt, nicht größer sind.

Hinter dem Grab liegt ein sanfter Abhang, eigentlich ein kleiner Wald, dazwischen breitet sich ein grüner Teppich aus Moos.

Früher sind sie in den Pausen über den städtischen Friedhof geschlendert. Der war ganz anders, mit engen Reihen von Gräbern. Sie haben einander die Hand gehalten und sich ausgemalt, wie es wäre, die Schule hinter sich zu lassen und nach Frankreich zu gehen.

Zum Spaß haben sie in französischem Akzent gesprochen und gelacht über das Grab des Metzgermeisters. Sie stellten sich vor, einen Ring Fleischwurst an seinen Grabstein zu hängen. Die Alten haben den Kopf über sie geschüttelt, aber das kümmerte sie nicht. Am Rand des Friedhofs stand ein Krematorium. Sie haben nie darüber gesprochen, aber es lag immer verlassen da und ab und an hat sie sich gefragt, ob es jemals in Betrieb war.

Es ist nicht so, dass sie in den letzten Jahren viel an ihn gedacht hätte. Aber wenn sie will, fällt ihr alles wieder ein.

Sie hat aus der Zeitung erfahren, dass er gestorben ist. Nach kurzer Krankheit.

Meist haben sie sich in den Weinbergen getroffen. Nicht allein, sondern mit all den anderen aus ihrer Stufe. Doch geendet haben diese Abende meist zu zweit.

Einmal wollte er ihr auf dem Heimweg zeigen, wie man ein Rad schlägt und ist – betrunken wie er war – so heftig auf den Asphalt geknallt, dass es ihm den Atem verschlug. Nach dem ersten Schreck und einer hastigen Untersuchung seiner Rippen – wonach haben sie eigentlich gesucht? – bogen sie sich vor Lachen.

Ein andermal ist sie über ein Auto gelaufen. Sie weiß nicht mehr warum. Sie weiß nur, dass sie mehr Angst vor der Höhe hatte, als davor, erwischt zu werden.

In diesem Sommer waren ihre Oberteile zu kurz oder sie saßen zu lang auf den Wiesen. Im Herbst tat ihr der Rücken weh und sie musste mit einer Nierenbeckenentzündung ins Krankenhaus. Nach der Besuchszeit setzte er sich auf die Bank vor ihrem Fenster, bis sie das Licht löschte und ihm nachsah, wie er zögernd nach Hause ging.

Sie fragt sich, warum es auf diesem Friedhof keine Bänke gibt. Überhaupt gibt es erstaunlich wenig hier, auch Gräber. Die liegen vereinzelt wie Perlen im Wald. Sie hat lang gebraucht, um das seine zu finden. Fast hätte sie aufgegeben und wäre wieder nach Hause gefahren. Die Stadt, in der er zuletzt gelebt hat, ist ihr fremd und sie ist froh, ihn gefunden zu haben.

Die Kinder, die sie seither bekommen, der Beruf, den sie seither ausgeübt, und der Mann, den sie einmal geliebt und nun seit längerem einzuordnen gelernt hat, erscheinen sehr weit von ihr abgerückt. Es ist, als hätte sie die Seiten gewechselt.

Eine Bank wäre wirklich nicht schlecht. Sie zieht ihren Mantel aus und streift ihren Pullover über den Kopf. Den breitet sie auf dem weichen Waldboden aus und setzt sich neben seinen Grabhügel. Den Mantel benutzt sie als Decke und legt ihn behutsam über ihre Beine.

Jetzt endlich zündet sie sich die Zigarette an, die sie seit einer Ewigkeit in der Hand hält. 

Wie lange sind sie beste Freunde gewesen? Zwei Jahre? Und in diesen zwei Jahren haben sie einander geküsst und all dem keinen Namen gegeben und als die Zeit gekommen war und sie mit ihrem Abitur in der Tasche nichts wie wegwollten, aus dieser westdeutschen Kleinstadt, fehlten ihnen die Worte.

Manchmal hat sie von ihm geträumt. Und dann war es ihr am Morgen so, als müsste sie ihm an jenem Tag begegnen. Dann stand sie in der Reihe ihres Cafés, wartete auf ihr Getränk und bildete sich ein, er würde sie beobachten und überhaupt kam es ihr so vor, als machte alles keinen Sinn, wenn er es nicht sah. Und dann hat sie sich gefragt, ob auch er an sie denkt.

Sie greift in ihre Manteltasche und tastet nach der Kette. Sie liegt kühl und fein in ihrer Hand. Seine Mutter hat sie ihm zur Konfirmation geschenkt. Damals hatte er noch nicht in ihrer Stadt gewohnt. Erst als seine Mutter gestorben war, ist er mit seinem Vater zu dessen Eltern gezogen. Er wollte nie, dass sie ihn dort besucht. Das ist nichts für dich, hat er gesagt und gelacht. Ist es denn was für dich, hat sie gefragt und er hatte sie angesehen und den Kopf geschüttelt. Du stellst Fragen.

Im Lauf eines Abends konnte er eine Flasche Wodka trinken, wenn ihm danach war. Und ihm war oft danach. Im Rausch legte er sich in die Weinberge und zählte die Sterne. Man kann sich nicht verzählen, das ist das Gute daran, lachte er. Sie legte sich zu ihm und zählte mit.

Ihre Eltern machten sich Sorgen und trotzdem blieb sie bis zum Morgengrauen mit ihm. Ihre Mutter nahm ihn beiseite und bat ihn, wenigstens gut auf sie aufzupassen. Er versprach es. Ihr Vater wollte nicht so schnell einsehen, dass sie in der Nacht nicht nach Hause kam. Er drohte und schimpfte, schloss Türen ab und verriegelte das Gartentor und doch stieg sie hinaus, warf ihre Tasche über den Zaun und rannte lachend in den Abend.

Über die Zukunft ließ sich mit ihm nicht sprechen. Sie verstand zuerst nicht, warum und als sie immer wieder damit anfing, erzählte er ihr von dem Brustkrebs seiner Mutter, und dem Darmkrebs seiner Großmutter und dem frühen Tod seiner Tante und dem Gen, das auch bei ihm nicht richtig sei und weshalb wahrscheinlich auch er sehr früh an Krebs sterben würde.

Wer weiß schon, wann man stirbt? Niemand – und trotzdem macht man Pläne, entgegnete sie trotzig und wollte partout nicht einsehen, warum ihm das den Glauben an eine Zukunft nehmen sollte.

Was ihnen dann die Zukunft nahm, war jener Abend, an dem sie in den Weinbergen lagen, obwohl es dafür schon viel zu kalt gewesen war.

Auf dem Heimweg warf der Mann sich über sie, sie weiß bis heute nicht, woher er kam. Sie schlug hart auf dem Boden auf und spürte Blut in ihrem Mund, sie hörte die Schläge mehr auf ihrem Körper, als dass sie sie spürte und schloss die Augen, bis der Körper über ihr zusammensackte und er dastand, mit einer Wodkaflasche in der Hand, auf ihrer Haut noch Scherben lagen und sie wegrannten, bis ihr die Lunge brannte und der Schädel pochte.

An jenem Abend schenkte er ihr die Kette seiner Mutter. Er meinte, sie passe von nun an auf sie auf.

Erst zwei Tage später hörten sie von dem Toten in den Bergen. Sie dachten nicht einmal darüber nach, sich der Polizei zu stellen. Sie dachten viel mehr darüber nach, bald die Stadt zu verlassen.

Als sie dann gingen, endete nichts zwischen ihnen. Sie hielten nur einfach den Moment an. Und wenn sie ihre Eltern besuchte, war er einfach nicht mehr da und sie war nicht einmal traurig darüber. Hätten sie einander wiedergesehen, da war sie sich sicher, wäre die Vertrautheit zwischen ihnen einfach wieder eingekehrt und die Zeit dazwischen nichtig wie ein Wimpernschlag.

Sie nimmt die Kette und sieht sie lange an.

Sie sieht sein Lachen und sein liebes Gesicht. Seine dunklen Locken. Augen so blau wie das Meer.

Ein letztes Mal küsst sie die Kette und legt sie an das schlichte Kreuz, worauf sein Name steht.

Schreibwerkstatt in Wannsee

Deutsche Bahn, Bahnhof Berlin-Wannsee, Berlin, 27.05.2022

Schreib werkstatt in Wannsee

Einblicke und Ausblicke

Schreibwerkstatt in Wannsee

Einblicke und Ausblicke 

Schreibwerkstatt in Wannsee

24. September 2024

Heute möchte ich euch ein wenig mehr über die Arbeit in meinen Textwerkstätten erzählen. Erstens, wo finden sie statt? Zweitens, wer kommt? Drittens, worüber sprechen wir? Viertens, was erwartet euch. 

Fragen über Fragen, die es zu beantworten gilt. Die einfachen Dinge zuerst: Wo findet es statt. In Wannsee, im Schreibhaus Berlin. Die genaue Adresse erfahrt ihr, sobald ihr euch angemeldet habt. Die Kurse sind auf vier Teilnehmende begrenzt. Da wir nur zwei Tage Zeit haben und ich genügend Raum für alle eingereichten Texte und für alle mitgebrachten Gedanken über das Schreiben haben möchte, hat sich diese Anzahl bewährt.

Natürlich sind auch Menschen willkommen, die nicht mit einem Text im Gepäck, sondern mit Gedanken im Kopf anreisen, die sie erst zu Papier bringen möchten.

Bei der Anmeldung gibst du einfach an, ob du einen Text innerhalb der Gruppe besprechen möchtest, oder nicht. Je nach deinen Wünschen und Fragestellungen an das Schreiben, die du mir vorab in einem kurzen Gespräch oder einer Mail mitteilen kannst, gestalte ich die thematischen Schwerpunkte des Workshops, die neben den Textbesprechungen Raum finden.

 

Hier ein paar Eindrücke vom Schreibhaus Berlin 

Textwerkstätten
Meine Kurskosten

Die Kosten für meine Kurse belaufen sich auf 180 Euro

Meine Schreibwerkstatt in Wannsee
Schreiben. Vom Leben der Texte

Kurt Drawert beschreibt in seinem Buch „Schreiben. Vom Leben der Texte“ eine Literaturwerkstatt als geschützten öffentlichen Raum, in dem Texte vor ihrer eigentlichen Veröffentlichung einer Gruppe von Lesern vorgestellt werden, die eines verbindet: Sie treten dem Text neutral entgegen. D.h. sie kennen weder den Autor, noch dessen Geschichte. Und genau davon lebt dieses Format.

In der Regel legen wir Schreibende unsere im Entstehen befindlichen Texte, Freunden und Vertrauten vor, die natürlich niemals, genau wie wir selbst, einen unvoreingenommenen Blick auf das Geschriebene haben können, weil sie zu viel von uns wissen und Textlücken automatisch mit ihrem Verständnis füllen. 

Diese neutrale Perspektive der Gruppe ist das große Geschenk einer Schreibwerkstatt und auch all jene, die noch keinen Text, sondern vielleicht ihre Gedanken über das Schreiben teilen möchten, profitieren davon. Denn ganz sicher wird niemand ohne einen Textanfang oder ein Textfragment nach den zwei Tagen nach Hause gehen. 

Beide Tage sind in einen jeweils dreistündigen Vormittagsblock und einen Nachmittagsblock gegliedert. Wenn man möchte, steht jedem Teilnehmenden ein Block als Raum für den eigenen Text, inklusive Feedbackrunde zur Verfügung. Außerdem gibt es eine Mittagspause mit Suppe für alle, die möchten und einem Spaziergang im Wald, der direkt gegenüber der Straße beginnt. Natürlich kann die Pause auch zum Rückzug genutzt werden. 

Immer eingeflochten in unsere Gespräche und Diskussionen sind Themen rund um das Schreiben und Literatur. Gibt es innerhalb der Gruppe weniger eingereichte Texte, werden entsprechend mehr Schreibübungen und inhaltliches Arbeiten angeboten. Dabei geht es unter anderem um

  • Übungen zur Figurenentwicklung 
  • Zeichnen und Schreiben
  • Einsprechen und hören eigener Texte. Was beobachten wir?
  • Erarbeiten von Strategien, um unsere eigenen Texte zu lektorieren?
  • Was verraten uns unsere Lieblingsbücher? Die vier Ebenen eines Textes.
  • Wichtig und oft schwierig. Was macht ein guter Dialog aus?
  • den eigenen Text laut vorzulesen
  • und und und. 

Zuallerletzt noch ein paar Worte zu Kritik. Natürlich ist es Sinn und Zweck einer Literaturwerkstatt Kritik zu üben. Kritik, die daran interessiert ist, den Text besser zu machen und die Potentiale des eigenen Schreibens ganz auszuschöpfen. Doch das muss immer konstruktiv geschehen. In allen Fällen bieten meine Werkstätte einen Schutzraum für alle Teilnehmenden, auch wenn wir aneinander und miteinander wachsen möchten. 

L!LA – Schreibwerkstatt in Sechzehneichen

L!LA - wie alles begann
L!LA - wie alles begann

L!LA

Hier erfahrt Ihr, wie mit L!LA alles begann und wann wir starten.

L!LA - wie alles begann

Erste Schreibwerkstatt in Sechzehneichen

L!LA - wie alles begann

27.08.2024

Anfang diesen Jahres, in einer Galerie in Berlin Kreuzberg, habe ich während eines Coachingprogramms für Unternehmerinnen Ilka Zinkel, Kulturmanagerin und Gründerin von Natürlich. Kultur. kennengelernt.

Was soll ich sagen?

Schnell wurde klar: Wir tragen nicht nur beide eine Brille, mögen Literatur, Bühne und Kultur, haben beide Söhne, brennen für Gartenarbeit und das Leben auf dem Land, sind stolze Besitzerinnen einer älteren Hündin und lieben das Laufen.
Nein: Vor allen Dingen haben wir beide eine Schwäche für gute Geschichten und hören gerne zu, schmieden Pläne und setzen sie auch um. 

Besuch der Kraatzer Skizzen


Spätestens als ich Ende Juni die Kraatzer Skizzen besuchte, eine Konzertreihe im Löwenberger Land, die von Ilka begleitet wird und dort der wunderbaren Musik von Goran Stevanovich lauschen durfte, war ich begeistert von ihrer Arbeit und der Vision, Kultur im Grünen zu machen und den ländlichen Räumen so gesellschaftliche Wertschätzung zuteil werden zu lassen. 

Als Ilka dann vorschlug, die Arbeit von Natürlich. Kultur. mit dem Angebot von schreibhaus.berlin zu verbinden, war ich sofort hingerissen von der Idee! Nach wenigen Treffen und einem regen Austausch, haben wir uns entschieden, unsere Fähigkeiten in einen Topf zu werfen und L!LA ins Leben gerufen. Gemeinsam bieten wir nun Literatur auf dem Land an, mit Schreibwerkstätten, Lesungen, Formaten für Schulen und vielem mehr. 

 

Erste Schreibwerkstatt im November  

Und so viel sei schon mal verraten: Im November geht es für zehn Teilnehmerinnen los. Eingeladen sind Schreibende, die bereits mit ihrem Text im Gepäck anreisen oder erst ins Schreiben finden wollen. Fünf Tage lang soll es darum gehen, eingereichte Texte zu besprechen und daran zu feilen, aber auch zu schreiben und gemeinsam über die Phasen des kreativen Schreibens nachzudenken. 

Den perfekten Ort dafür haben wir gefunden: Sechzehneichen, ein kleines Dorf zwischen Hamburg und Berlin, mitten im schönen Brandenburg und doch erstaunlich lebendig und die Texte, die danach von dort in die Welt schwirren, werden den Ort hoffentlich noch bunter, vielfältiger und reicher machen. 

Denn bei L!LA Schreiben geht es auch darum, die Menschen des Ortes zu treffen, ihre Geschichten zu hören und gemeinsam in Natur und Ruhe einzutauchen – Yoga und gemeinsames Essen runden das Ganze ab… Seien Sie gespannt! 

L!LA – Literatur auf dem Land »»» jetzt vormerken lassen! 

Ab sofort könnt Ihr Euch für L!LA Schreiben vormerken lassen! Sendet uns gern eine eMail und wir informieren Euch exklusiv, wenn die Anmeldung geöffnet ist:  kontakt@natuerlich-kultur.com

Schreiben ohne Schranken im Kopf?

Schreiben ohne Schranken im Kopf
Schreiben ohne Schranken im Kopf

Schreiben ohne Schranken im Kopf?

Hier erfährst du, wie du trotz Lektorats ohne Rotstift im Kopf ins Schreiben kommst

Schreiben ohne Schranken im Kopf?

Hier erfährst du, wie du trotz Lektorats ohne Rotstift im Kopf ins Schreiben kommst

Schreiben ohne Schranken im Kopf

30. November 2024

Das Letzte, was ich möchte, ist die imaginierte Deutschlehrerin sein, die mit strengem Blick im Kopf von Euch Schreibenden herumgeistert und Euch daran hindert, das aufzuschreiben, was Ihr sagen möchtet. Ich bin für ‚Barrierefreies Schreiben‘, möchte ich es mit einem Augenzwinkern nennen. Denn erst einmal gibt es kein richtig und falsch. Barrieren können all die schamhaften Zweifel, Gedanken und Hindernisse sein, die wir in uns tragen. Diese zu überwinden gilt es (unter anderem;) Denn: Schreiben bedeutet einen langen Weg zu beschreiten, auf dem viele Texte entstehen, die alle ihre Berechtigung haben, auch wenn nicht alle ‚veröffentlichungsreif‘ sind. Bei mir fallen mindestens die Hälfte aller Texte, die ich verfasse, strgX zum Opfer oder landen im besten Fall in einer Datei, die ich nicht beabsichtige irgendjemandem zu zeigen. Und doch sind auch diese Texte wichtig (siehe Blogartikel#3: Mein Geständnis – in meiner Schubladen finden sich haufenweise Texte, die ich niemandem zum Lesen geben würde). Es ist ein Abschreiten und Ausloten von Möglichkeiten: sei es, dass ich mir die Figuren schreibend erschließe oder experimentell vorgehe. Ich als schreibender Mensch taste mich voran und diese Schritte sind immer wesentlich und geradezu notwendig. Und es macht Spaß sich auszuprobieren, ohne Schranken im Kopf. Denn es gilt: Nur wer eigenständig denkt, kann eigenständig schreiben.

Wie komme ich zu einem unvoreingenommenem Schreibprozess trotz Lektorats?

Das ist die Frage, mit der ich mich lange beschäftigt habe und zu einer denkbar einfachen, wie herausfordernden Antwort gekommen bin. Das Lektorat, das ich anbiete, entspricht einem Denkraum. Wie ich das meine?

Kurzer Ausflug in die Kunst;)

Kein Text ist statisch. Vielleicht dann, wenn er irgendwann einmal gedruckt vorliegt – oder auch nicht?! Ich habe über Edvard Munch gestaunt, der selbst noch auf sein Bild ‚der Schrei‘ kritzelte, als es bereits im Museum hing. Er schrieb: „kann nur von einem Verrückten gemalt worden sein!“ Das ist lustig und schlau zugleich, brennt Munch doch die entrüstete Reaktion auf sein Bild in es selbst hinein. Unwiederbringlich – bis zur nächsten Version. Denn er malte viele seiner Bilder (so auch das Motiv von Der Schrei) immer und immer wieder, und wehrte sich gegen die Kritik, er kopiere seine eigenen Werke. Nein – es existieren verschiedene Versionen und Fassungen von einem Motiv, das muss man aushalten. So seine Argumentation. Nichts an einem persönlichen Schreibprozess wird hoffentlich mit so viel nervöser Aufmerksamkeit und Aufregung kommentiert wie in der Kunstszene der Jahrhundertwende. Und trotzdem kann es helfen, sich Munchs Perspektive zu vergegenwärtigen. Steht sie doch dem Glauben an einen genialen Geist gegenüber, der Großes schafft und: gut ist, im Sinne einer Basta-Mentalität – denn diese Haltung impliziert, dass all diejenigen, die um die Form ringen und sich bemühen, die sich einem Prozess voller Selbstkritik und Überarbeiten aussetzen, als weniger „begabt“ gelten. Mein Verständnis von Kunst ist lebendig, spielerisch und frei.

Fazit: Denkraum Lektorat

Natürlich sollen Texte zu Ende gebracht werden. Das steht außer Frage. Doch in meinem Lektorat geht es weniger darum, Ist-Zustände zu bewerten, als Möglichkeiten zu entdecken. Ich sehe jeden Text als Teil eines Prozesses. Es gibt eine Menge Möglichkeiten, die in jedem Text liegen, und auf diese möchte ich Euch aufmerksam machen. Und: meine Auffassung von Lektorat beinhaltet keine Hierarchie. Ich weiß nicht mehr als Du (wie könnte ich auch – es geht ja um Deinen Text). Ich sehe meine Aufgabe darin, Dich zu ermutigen, Deinen eigenen Weg zu gehen. Und dabei gibt es keinen Rotstift. Und wenn bist Du diejenige, die à la Munch in ihr Werk eingreift, und das zu Papier bringt, was die Welt ihr spiegelt. Mut zur Selbstermächtigung. Mut zum freien Schreiben. Mut zu Offenheit und unreglementierter Erfahrung, das möchte ein Denkraum Lektorat freisetzen und mit dieser Energie Euch zu tollen Texten verhelfen.

Wie ich als Autorin zum Lektorat gekommen bin

Wie ich als Autorin zum Lektorat gekommen bin
Wie ich als Autorin zum Lektorat gekommen bin

Wie ich als Autorin zum Lektorat gekommen bin

Hier erkläre ich Dir, wie ich durch mein Lektorat
Deine Selbstzweifel im Schach halten möchte

Wie ich als Autorin zum Lektorat gekommen bin

Hier erkläre ich Dir, wie ich durch mein Lektorat
Deine Selbstzweifel im Schach halten möchte.

Wie ich als Autorin zum Lektorat gekommen bin

30. Dezember 2024

Der innere Lektor

Die Idee selbst Texte zu lektorieren entstand, weil ich mir selbst schon immer jemanden an meiner Seite gewünscht habe, der mein Schreiben so begleitet, dass es mir Mut macht, Perspektiven eröffnet und die Stimme in meinem Kopf beruhigt, die kritisch und zweifelnd meine eigenen Texte betrachtet. Diese Stimme gibt es glaube ich bei jedem, der ernsthaft schreibt und wir brauchen diese Stimme auch, ist sie doch das notwendige Regulativ für das, was wir schreiben. Sie ist sozusagen der Lektor in uns, der aber häufig zu streng ist und Selbstzweifel nährt und uns im schlimmsten Fall daran hindert, zu schreiben, weil wir denken, es sei sowieso alles Quatsch und nicht wert, aufgeschrieben zu werden.

Selbstkritik

Die Idee selbst Texte zu lektorieren entstand, weil ich mir selbst schon immer jemanden an meiner Seite gewünscht habe, der mein Schreiben so begleitet, dass es mir Mut macht, Perspektiven eröffnet und die Stimme in meinem Kopf beruhigt, die kritisch und zweifelnd meine eigenen Texte betrachtet. Diese Stimme gibt es glaube ich bei jedem, der ernsthaft schreibt und wir brauchen diese Stimme auch, ist sie doch das notwendige Regulativ für das, was wir schreiben. Sie ist sozusagen der Lektor in uns, der aber häufig zu streng ist und Selbstzweifel nährt und uns im schlimmsten Fall daran hindert, zu schreiben, weil wir denken, es sei sowieso alles Quatsch und nicht wert, aufgeschrieben zu werden.

Schwierigkeiten des Lektorierens

Schwierigkeiten des Lektorierens Der Kontakt zwischen L. und mir lief immer nur über den Text. Ich schickte ihr Normseiten und sie sendete mir diese lektoriert zurück. Die Abrechnung erfolgte pro Normseite. Wir haben nie persönlich miteinander gesprochen. Ihr Anspruch gute Arbeit zu leisten, sorgte dafür, dass sie den Text so genau wie möglich korrigierte und jeden noch so kleinen ‚Fehler‘ aufdeckte. Das wiederum erzeugte in mir das Gefühl, nicht gut zu sein, wenn ich einen pickepackevollen Text mit rotem Kommentar zurückbekam. Auch wenn ihre begleitenden Worte oft ermutigend waren, fütterte ihre Akribie unweigerlich meine Selbstzweifel. Ich bin davon überzeugt:

Gutes Lektorieren meint immer auch ein gutes Gespräch

Meiner Erfahrung mit L. standen die Treffen mit N. gegenüber. Sie selbst ist Fotografin, hat einen geschärften künstlerischen Blick und hat mich in meinem Schreiben von Anfang an begleitet. Wenn ich ihr einen Text schicke, steht in erster Linie das Gespräch über den Text im Fokus. Und wieviel Freude hat es mir immer bereitet, mit ihr über das zu sprechen, was ich schreibe. Dadurch, dass sie mich und meinen Text so ernst genommen hat, hatte ich fast das Gefühl, in ihren Augen als Autorin ‚geboren‘ zu werden. Und immer nach unseren Treffen fühlte ich mich noch motivierter und noch sicherer, einen guten Text schreiben zu können. Obwohl auch sie am Rand so einiges angestrichen hat und sie meine größte und klügste Kritikerin war. Aber sie ist mir auf Augenhöhe als Autorin begegnet. Und das ist der entscheidende Punkt gewesen. In ihrer Kritik richtete sie ihren Blick immer auf das Ganze, auf das literarische Werk, auf die Psychologie der Figuren, auf die Energie, die mein Text hatte und genau dafür öffnete sie im Gespräch meinen Blick. Durch ihre Perspektive zeigte sie mir das Potential meines Textes und wies mich auf weitere Erzählräume hin.

Und dann war es da: die Idee für mein Lektorat

Nach diesem Vorbild habe ich mein Lektorat entwickelt. Im Zentrum meiner Arbeit steht immer das Gespräch. Es gibt keine Textrunde ohne ein Gesprächsmodul. Und wenn ich einen Text lektoriere, lege ich den Fokus darauf, Fragen an den Text zu formulieren, die Räume öffnen und den Schreibprozess fördern. Ich persönliche begreife jeden Text als einen wertvollen Schritt, der, richtig gelesen, Auskunft über die nächsten Schritte erteilt. Und genau darauf lege ich mein Augenmerk: auf Sätze, die Räume öffnen. Und genau dieses Potential eines Textes versuche ich in meiner Arbeit als Lektorin herauszustellen. Gemeinsam mit der Autor:in stelle ich das Substantielle und Wesentliche eines Textes in den Mittelpunkt, anstatt Texte in ihrem Entstehungsprozess auf ihre noch nicht ausgeschöpften Potentiale festzunageln. Und das mache ich wirklich gerne! Auch weil es mich von Herzen freut, das Selbstwertgefühl eines jeden Autors zu stärken und weil ich mich für Texte und Literatur begeisterte.